Gedanken zum Jahreswechsel – Frohes neues Jahr



„Das ist unmöglich“, sagt die Angst.
„Zu viel Risiko“, sagt die Erfahrung.
„Macht keinen Sinn“, sagt der Zweifel.
„Versuch’s“, flüstert das Herz.

An die Tage im April meines 31. Lebensjahres erinnere ich mich als wäre es erst gestern gewesen. Ich hatte mich entschieden, mein Geburtsland Togo zu verlassen. Ich bin mit meinem Gepäck und meiner einzigen Waffe „meiner Gitarre“ gegangen.

Ich ging nicht, nur um eine andere Kultur kennenzulernen oder wie viele andere es tun, um einen anderen Lebenswandel zu führen, wie ich ihn in Afrika nicht hätte führen können. Nein – ich gehöre zu den Menschen, die davon ausgehen, dass Glück aus einer inneren Haltung heraus entsteht und nicht aus der Umgebung kommt, in der man sich befindet.
Als ich in Deutschland ankam, habe ich – wie all die anderen Flüchtlinge auch – alles hinter mir gelassen: mein Haus, meine Familie, meine Kinder, meine Freunde, ein Unternehmen und vieles mehr, alles um ein besseres Leben unter anderen Voraussetzungen führen zu können.

Was mir erspart blieb, war der fürchterliche Weg durch die Wüste und im Boot über das Mittelmeer. Doch auch ich habe viel gelitten und manchmal denke ich, man kann besser mit Gewissensbissen leben als mit Reue.

Trotz aller Schwierigkeiten, habe ich in Deutschland eine Heimat gefunden und ich bereue meine Wahl bis heute nicht.

Auf meinem Weg habe ich viel gelernt, und vor allem habe ich keine Gewissensbisse, dass ich es gewagt habe, für meinen Traum zu leben, mich allen den Schwierigkeiten auszusetzen und u.a. dafür Umsiedlung und Entwurzelung in Kauf zu nehmen.

Nun, warum bin ich fortgegangen?

Eine Herausforderung annehmen, anderen helfen, das sind bis heute meine tiefsten Beweggründe und sie werden es auch immer bleiben. Seinerzeit habe ich mir selbst versprochen, einen Beitrag für die Menschen und die Entwicklung meines Heimatlandes zu leisten. Mein Leben mit dem Nächsten zu teilen ist für mich Freude und Wiedergutmachung.

Aus dieser Grundhaltung heraus, ziehe ich tiefe Befriedigung und Trost und so wird es wohl mein Leben lang bleiben.

Die wahren Verfechter seiner Ziele setzen auf Balance im eigenes Leben und eigene finanzielle Mittel. Auch ich habe in kleinen Schritten angefangen und kann jetzt auf das Erreichte blicken.

Und so wurde es gemacht. Ich habe meinem Heimatland ein Haus der Traditionen gebaut, auf das ich sehr stolz bin. Allerdings möchte ich nicht, dass es eine Konkurrenz zu anderen Kulturzentren wie dem französischen oder amerikanischen oder dem Goethe-Institut wird.
Aber oft habe ich mich gefragt, wie es gehen soll, ein gewisses Entwicklungsniveau zu erlangen ohne eine solide Basis zu haben.

Jede Kultur, jede Tradition, jeder Brauch braucht eine Heimat, ein eigenes Haus, finde ich. Und im März ist es endlich soweit. Der Rohbau ist gerade fertig geworden und bald werden hoffentlich alle Räumlichkeiten bezugsfertig und nutzbar sein: Küchenräume mit entsprechenden Nebenräumen für die afrikanische Gastronomie, Schulungsräume für Bildungsangebote sowie ein Mehrzweckraum für Diskussionen, Konferenzen und kulturellen Austausch.

Ein solches Projekt kann auch ich nicht alleine stemmen, man braucht immer einen Verein oder ähnliche Institutionen. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen eine Stiftung zu gründen, da ich davon überzeugt bin, dass das der richtige Weg ist, weiterzukommen….

Mit meinem Engagement für unser Projekt möchte ich dem weiteren Exodus etwas entgegen setzen, den jungen Togoern Perspektiven für die Zukunft geben und den Glauben in ihre überlieferten Werte zurück geben. Es darf nicht sein, dass die Afrikaner nichts anderes mehr wollen, als ihr Glück in der Fremde zu suchen. Wir folgen mit unserem Projekt einem togoischen Sprichwort: „Man kann einen neuen Faden nur weiter spinnen, indem man ihn an den alten anknüpft“. Damit möchte ich sagen:

Ein Volk ohne Vergangenheit ist ein Volk ohne Zukunft.

Als erste Aufgaben haben wir uns vorgenommen: Information, Ausbildung, Erziehung von Kindern und Jugendlichen, vor allem in den Bereichen Kultur und Küche mit Bräuchen und Rezepten unserer Großmütter und Großväter. Zusätzlich sind auch Theatervorstellungen speziell für Kinder sowie eine Musikschule und vieles mehr geplant.

Diese Aktivitäten, Lernprogramme und Sensibilisierungsmaßnahmen wollen wir in hoher Qualität, mit großer Ernsthaftigkeit und mit fachlicher Begleitung und Betreuung durchführen, mit Experten für jeden Bereich.

Wir erhalten keine öffentliche Unterstützung weder vom Staat noch von internationalen Institutionen, um das alles finanzieren zu können. Das ist nicht einfach, doch es erlaubt uns, in jeglicher Hinsicht unabhängig zu bleiben und das ist uns besonders wichtig.

Ich habe das Glück, dass ich mit meiner Musik und meiner Leidenschaft mein Leben gestalten kann und ich, wie ich es mir auch versprochen habe, bei jedem Engagement einen Anteil meiner Gage für das Projekt stiften kann. Dafür reduziere ich auch gerne meine eigenen Ansprüche auf das Notwendigste.

Und zum Glück können wir immer wieder auf Menschen zählen, die an uns glauben und die ein gutes Herz haben. Für ihre punktuelle und auch wiederholte Unterstützung danke ich ihnen ausdrücklich.

Wenn Sie die Möglichkeit haben, unsere Aktivitäten – egal in welchem Rahmen – einmalig oder regelmäßig zu unterstützen, wird uns das sehr helfen. Ohne finanzielle Unterstützung können wir unsere Arbeit nur eingeschränkt tun.

Mit Ihrer Spende helfen Sie konkret, den Exodus junger Afrikaner, junger Togoer zu stoppen, denn mit unserem Zentrum schaffen wir auf Dauer Arbeitsplätze, wirtschaftliche Sicherheit, Perspektiven und Lebenssinn.

Bitte vergessen Sie nicht: Wir können nur mit Menschen wie Sie – mit großem Herzen und gutem Willen – unsere Ziele erreichen.

Euer

Joe Kiki

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